DPA-Gespräch über Krankenhaushygiene

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Im Jahr 2007 sprachen Anne-Katrin Einfeldt, dpa und Christian Zimmermann, Präsident des Allgemeinen Patientenverbandes, über den Salmonellen-Skandal in einem Fuldaer Krankenhaus und die Krankenhaushygiene allgemein.

Marburg/Fulda (dpa/lhe) - Der Allgemeine Patienten-Verband hat angesichts der Fuldaer Salmonellen-Epidemie die hygienischen Kontrollen in Krankenhäuser als unzureichend kritisiert. In Fulda hätte man «nach den ersten schwerwiegenden Fällen sofort mit der notwendigen Sorgfalt die Infektionsquelle feststellen müssen», sagte der Präsident des Verbandes, Christian Zimmermann, am Mittwoch in Marburg der Deutschen Presse-Agentur dpa. Es sei «nicht nachvollziehbar, dass erneut weitere Infektionsquellen aufgetreten sind».

Zimmermann bezeichnete es als «ganz ungewöhnlich», dass eine erste Infektionsquelle - ein Dessert in der Mitarbeiterkantine des Klinkums - erst nach drei Wochen bestimmt werden konnte. «Das hat viel zu lange gedauert.» Zimmermann, der selber Mediziner ist, betonte, das Auftreten der Salmonellen sei «nicht eine übliche Krankenhausinfektion gewesen». Trotzdem sei es nicht nachvollziehbar, dass es so hohe Infektionsraten gegeben habe, «ohne dass da sofort etwas gemacht wird».

In deutschen Krankenhäusern seien pro Jahr «etwa 10.000 Todesfälle im Jahr durch Infektionen zu beklagen, und zwar vermeidbare Infektionen». Hygienemängel seien die häufigste Ursache für Todesfälle in den Kliniken. Auch Ärzteorganisationen räumten ein, dass es bei rund 17 Millionen Behandlungen im Jahr 800.000 Infektionen in den Krankenhäusern auftreten, die durch die Verhältnisse dort bedingt seien. «Das ist der größte Schadensbereich bei den Medizinfällen in der Bundesrepublik», sagte der Verbandspräsident.

Andere Länder wie Dänemark würden mit strikten Kontrollen sehe viel konsequenter gegen Infektionsherde vorgehen. Deshalb hätten sie teilweise drastisch niedrigere Infektionsraten haben. «Da könnte in Deutschland vieles verbessert werden.» Die Nachlässigkeit beim Umgang mit den Krankenhausinfektionen führe unter anderem auch dazu, dass sich immer wieder resistente Keime entwickelten. Als Folge gebe es immer neue Antibiotika - ausgehend von Penicillin. «Es war immer ein Wettlauf zwischen Infektionserregern insbesondere in den Kliniken und neuen Medikamenten.»

Zimmermann riet betroffenen Salmonellen-Patienten, über eine Zivilklage Schadensersatz und Schmerzensgeld zu fordern. «Auch die Angehörigen bei den Todesfällen sollten das tun.» Sein Verband habe die Erfahrung gemacht, dass die Staatsanwaltschaften bei einer Anzeige im strafrechtlichen Bereich «meist wenig geneigt» seien, etwas zu unternehmen. «Meist finden sich auch nette Kollegen, die dann Gefälligkeitsgutachten erstellen.» Da fielen die Ermittler drauf rein. «Es ist besser direkt im Zivilverfahren entsprechende Ansprüche durchzusetzen.»

Gespräch: Anne-Katrin Einfeldt, dpa