Sie! ja genau Sie ...
... sind in staatsbürgerlicher Verantwortung aufgerufen, sich in Ihre eigenen Angelegenheiten einzumischen und mit uns für die Beseitigung der unsäglichen Mißstände im Gesundheitswesen zu kämpfen. Setzen auch Sie sich dafür ein, daß unsere gesundheitspolitischen Vorstellungen verwirklicht und die Sicherheit der Patienten im Medizinbetrieb gewährleistet werden kann.
Unser Gesundheitswesen ist pleite. Um einen Bankrott, Leistungskürzungen und Beitragserhöhungen abzuwenden, braucht die neue Gesundheitsministerin Nina Warnken zusätzliche 6 Milliarden €, davon 4 Milliarden für die GKV und 2 Milliarden für die Pflegeleistungen. Sie ist als Juristin und Anwältin ohne gesundheitspolitische Expertise zu ihrem Amt gekommen wie die Jungfrau zum Kinde und hat nunmehr einen Expertenrat einberufen, um die finanzielle Misere zu beheben. Der Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil verweigert Bundeszuschüsse und hat bisher nur ein unzureichendes Darlehen gewährt.
Die Politiker sind meist mit den Problemen unseres Medizinbetriebs überfordert und erkennen die eigentlichen Ursachen der Misere unseres Gesundheitswesens nicht. Eine außeruniversitäre "Forschungsstiftung Patientenschutz" könnte mit weiteren Maßnahmen Abhilfe schaffen.
Die Durchsetzung von Patientenrechten war in Deutschland schon immer ein Problem. Die Justiz hat zwar Verbesserungen herbeigeführt, die inzwischen im Patientenrechte-Gesetz kodifiziert wurden, aber sie beschränkt sich auf die Bewertung individuellen Verschuldens, ohne die systembedingten Ursachen zu erkennen, welche in der Folge die Ärzte erst zum Fehlverhalten verleiten. Hier muß deshalb durch gesundheitspolitische Maßnahmen Abhilfe geschaffen werden, um das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient zu erhalten oder wiederherzustellen.
Der Segen eines sachgerechten ärztlichen Wirkens ist unbestritten. Aber 25 000 Medizintote bei 100 000 Medizinschäden pro Jahr durch ärztliche Behandlungsfehler und steigende Defizite in Milliardenhöhe beweisen aber, daß unser Gesundheitswesen krank ist und einer grundlegenden Therapie bedarf. Dazu finden sich die Politiker jedoch nicht bereit. Sie sind bisher stets „als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet“, stolpern von Notlösung zu Notlösung und belassen es bei einer symptomatischen Behandlung, statt die Ursachen der Misere zu beseitigen.
Die Ursachen liegen in gemeingefährlichen, reaktionären Strukturen. Die Organisation unseres Medizinbetriebs entspricht weder den Bedürfnissen der Bevölkerung noch den Anforderungen an ein modernes Gesundheitswesen.
Die „Flucht in die Privatisierung“ ist keine Lösung und wird auch insgesamt die finanziellen Probleme unseres Medizinbetriebs auf Dauer nicht lösen. Das beweisen internationale Beispiele: das Gesundheitswesen der USA ist das weitesten privatisierte und das weltweit teuerste. Wir brauchen weder ein verstaatlichtes noch ein privatisiertes sondern ein vergesellschaftetes Gesundheitswesen, bei dem durch Gesundheitskonferenzen alle Akteure einschließlich der Patienten die Bedingungen der Gesundheitsversorgung bestimmen. Das haben die meisten Politiker noch nicht begriffen.
Die Politiker lassen sich schon seit Jahren und Jahrzehnten insbesondere von den Ärztefunktionären vorführen und haben deren Propaganda, daß wegen der Überalterung der Bevölkerung und wegen des medizinischen Fortschritts „mehr Geld ins System“ kommen und es teuerer werden müsse, derartig verinnerlicht, daß ihnen das kritische Denkvermögen vielfach abhanden gekommen ist. Richtig ist vielmehr, daß in unserem Medizinbetrieb ein sinnvolles (!) Einsparvolumen von bis zu 70 Milliarden € vorhanden ist und der Realisierung hart, um es für sinnvolle Gesundheitsleistungen bereit zu stellen..
Die hilflosen Versuche der Politiker, durch das jetzige Fond -Modell oder die früheren Versuche durch Zuzahlungen - wie die Praxisgebühr - und Leistungsausgrenzungen - wie den Zahnersatz und das Krankengeld - die Kosten in den Griff zu bekommen, belegen, daß sie die eigentlichen Probleme unseres Medizinbetriebes nicht erkannt haben.
Abwegig sind auch die Vorstellungen, im wesentlichen durch eine Verbreiterung der Finanzbasis eine Lösung erreichen zu können. Zwar ist es richtig, daß die Einnahmen der Krankenkassen insbesondere durch die hohe Arbeitslosigkeit, durch den Rückgang der versicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse und durch das Absinken der Lohnquote wegbrechen und daß die Kosten unseres Gesundheitswesens im Verhältnis zum Brutto-Inlands-Produkt (BIP) nicht wesentlich gestiegen sind, aber durch die finanziellen Defizite ist erst die Verschwendung im Medizinbetrieb sichtbar geworden. Ohne finanziellen Druck wird es nie zu den notwendigen Strukturreformen kommen, um die schon seit Jahrzehnten bestehende Verschwendung zu beseitigen.
Unser Gesundheitswesen weist zweifellos ein ganzes Bündel von Problemen sowohl auf der Ausgaben- als auch auf der Einnahmeseite auf. Das Hauptproblem ist aber - sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich - eine enorme Verschwendung durch Pfusch, Korruption, Pharma-Chaos, überbordende Bürokratie und unsachgemäße ärztliche Maßnahmen zum Zweck der Honorarsteigerung . Die Gelder der Patienten bzw. der Versicherten werden in vielen Bereichen „mit vollen Händen zum Fenster hinausgeworfen“. Wenn aber gespart werden muß, so sollte an der richtigen Stelle sinnvoll (!) gespart und zunächst die Verschwendung in unserem Medizinbetrieb beseitigt werden.
Mit der Durchsetzung eines Stopps der Verschwendung ließe sich nicht nur die finanzielle Misere unseres Medizinbetriebs durch sinnvolle Einsparungen von bis zu 70 Milliarden € pro Jahr rasch und dauerhaft beheben, sondern auch die Sicherheit der Patienten durch Vermeidung unnötiger und fehlerhafter Behandlungen wesentlich steigern. Wir müssen sinnvoll sparen! Sparen wir uns deshalb den überflüssigen Ärztefunktionärs- und den demokratisch nicht legitimierten Chefarztklüngel in unserem Medizinbetrieb, der die notwendigen Reformen blockiert und die Mißstände aufrechterhält. Sparen wir uns die vielfach noch „mittelalterlich-feudalistischen“ Strukturen und ersetzen wir sie durch ein modernes Gesundheitswesen!
Werden die Mißstände unseres Medizinbetriebs nicht beseitigt, finden nachfolgende Patienten unveränderte Verhältnisse vor und weitere Behandlungsfehler sowie weitere Verschwendung sind vorprogrammiert. Um die Patientenschädigungen und -tötungen zu verhindern und die Verschwendung im Medizinbetrieb zu stoppen; stellen wir deshalb folgende gesundheitspolitische Forderungen auf:
1. Einrichtung einer Forschungsstiftung Patientenschutz
2. Entmachtung der Ärztefunktionäre durch Gesundheitskonferenzen
3. Arzthonorar nach Ergebnis, nicht nach Aufwand
4. Kollegiale Leitung statt Chefarzt-System
5. Ambulanzen an die Kliniken
6. Pharma-Chaos beenden
7. Krankenkassen auflösen
8. Medizinerausbildung zur Partnerschaft mit Patienten
Zu 1: Einrichtung einer Forschungsstiftung Patientenschutz
Der größte Mißstand im Gesundheitswesen ist die hohe Zahl unnötiger ärztlicher Maßnahmen und die damit einhergehenden ärztlichen Behandlungsfehler, die ganz überwiegend nicht geahndet und deshalb der Bevölkerung auch nicht bewußt werden.
25 000 Medizin-Tote durch ärztliche Fehlbehandlungen („Kunstfehler“) sind jedes Jahr in der Bundesrepublik bei insgesamt 100 000 Medizinschäden zu beklagen. Diese Zahlen hören sich zunächst schockierend und vor allem auch unglaubwürdig an, weil die Zahl der Medizin-Toten höher liegt als die Zahl der Verkehrstoten. Die genannten Zahlen sind aber gut belegt und ergeben sich aus wissenschaftlichen Hochrechnungen, so u.a.
- 10.000 Tote durch Hygienemängel in den Kliniken (Prof. Daschner, Freiburg)
- 6.000 Tote durch nicht indizierte oder fehlerhafte Medikamenten-Verordnungen (Prof. Schönhöfer, Bremen)
- 2.000 Tote durch Spätschäden unnötiger oder unsachgemäßer Röntgenstrahlen-Anwendungen (Prof. Lengfelder, München).
- Die übrigen Todesfälle verteilen sich der Reihenfolge der Schwere und Häufigkeit nach auf die Fachgebiete der Anästhesie, der Geburtshilfe, der Chirurgie und der Orthopädie. Danach folgen die weniger risikoträchtigen Fachgebiete.
Es kann kein ernsthafter Zweifel daran bestehen, daß die Medizinschäden eins der größten, wahrscheinlich sogar das größte Schadensgebiet in der Bundesrepublik sind. Das gilt zumindest für Personenschäden. Diese Tatsache ist in der Öffentlichkeit aber nicht hinreichend bekannt, weil Ausmaß und Häufigkeit von Behandlungsfehlern zu den bestgehütetsten Geheimnissen unseres Medizinbetriebs gehören. Prof. Ivan Illich kommt in seinem in alle Kultursprachen übersetzten Buch „Die Enteignung der Gesundheit“ (englischer Originaltitel „Nemesis of Medicine“) zu dem Schluß, daß unser Gesundheitswesen inzwischen zur größten Gefahr für unsere Gesundheit geworden ist und Prof. Thure von Uexküll schätzt, daß die Hälfte aller Krankheiten in den entwickelten Ländern überhaupt erst durch Ärzte verursacht werden.
Jedes Jahr werden - bei stark steigender Tendenz - rund 30.000 Schadensfälle nach Fehlbehandlungen („Kunstfehlern“) den ärztlichen Haftpflichtversicherungen zum Schadensausgleich gemeldet. Angesichts der o.a. Zahlen von 100.000 Medizinschäden pro Jahr dürften die gemeldeten Fälle nur die „Spitze des Eisberges“ sein, da ein Teil der Patienten von Ärztefehlern keine Kenntnis erlangt und Schäden als schicksalshaft hinnimmt und ein weiterer Teil der Patienten trotz Kenntnis von vornherein resigniert, da es für den einzelnen, auf sich allein gestellten Patienten schwierig ist, Ansprüche nach Behandlungsfehlern durchzusetzen.
Nur ein Narr wird den Wert einer sachgerechten ärztlichen Behandlung bestreiten. Die Struktur- und Organisationsmängel unseres Gesundheitswesens hindern die Ärzte aber daran, ihren Beruf so auszuüben, wie es sich gehört. Das wollen wir ändern! Es kommt darauf an, die Rahmenbedingungen unseres Gesundheitswesens so zu gestalten, daß die Ärzte sachgerecht tätig sein können.
Würden die Ärzte nicht so viele Fehler machen, dann wäre es nicht nur um die Sicherheit der Patienten, sondern auch um die finanzielle Situation unseres zunehmend bankrotten Medizinbetriebes weitaus besser bestellt. Es gibt im Medizinbetrieb keine wirksame Qualitätskontrolle, die dem Ärztepfusch durch Regreß systematisch entgegentritt. Der zermürbende Rechtsweg hält viele Patienten davon ab, Schäden geltend zu machen. Die Einrichtung einer Forschungsstiftung Patientenschutz ist deshalb unerläßlich.
Durch eine solche - von den Universitäten unabhängige - Institution könnte Umfang und Ausmaß von Schäden durch strukturelle Mißstände unseres Medizinbetriebs durch ein bundesweites „Kunstfehler“-Register auch in allen Einzelfällen nachgewiesen und wissenschaftlich ausgewertet werden. Dadurch ließen sich die organisatorischen Mängel unseres Gesundheitswesens auch im konkreten Einzelfall analysieren und die Mißstände insgesamt beseitigen. Die Unabhängigkeit von den Universitäten ist erforderlich, weil deren Kliniken mit Hilfe von „kollegialen“ Gefälligkeits-Gutachten zugunsten der Ärzte die schlimmsten Gegner der Patienten im Behandlungsfehlerfall sind.
Die „Forschungsstiftung Patientenschutz“ würde bei allen Behandlungsfehlern - einschließlich nicht indizierter ärztlicher Maßnahmen - durch eine entsprechende Begutachtung die Fehler systematisch nachweisen und dadurch die Grundlagen für einen Regreß schaffen, denn nicht nur der Patient hat nach einem Behandlungsfehler Anspruch auf Schadensersatz und Schmerzensgeld, sondern auch die Kassen könnten die entsprechenden Fehl-Behandlungskosten zurückverlangen und dadurch jedes Jahr bis zu 70 Milliarden € sinnvoll einsparen.
Eine weitere Aufgabe der Forschungsstiftung wäre die Festlegung sinnvoller medizinischer Maßnahmen im Rahmen eines Leistungskataloges, der zur Zeit von der sogenannten „Selbstverwaltung“ - eines Klüngels von Ärzte- und Kassenfunktionären - häufig mehr schlecht als recht bestimmt wird.
Schließlich sollte die Forschungsstiftung insbesondere die Bekämpfung der Korruption im Gesundheitswesen übernehmen, durch die nach Angaben von „Transparency International jedes Jahr bis zu 20 Milliarden € in dunklen Kanälen und in den Taschen von Ärzte- und Wissenschaftsfunktionären verschwinden. U.a. beim Herzklappen-, Globudent- und Limburger Labor-Skandal waren die Kassen und damit die Patienten um hohe Summen betrogen worden.
Zu 2: Entmachtung der Ärztefunktionäre
Die Mißstände unseres Medizinbetriebs, die Tausende von Patienten jedes Jahr mit Leib und Leben zu bezahlen haben, werden durch Ärzte- und Wissenschaftsfunktionäre aufrechterhalten, die nicht selten von den Mißständen profitieren und angesichts ihrer notorischen Uneinsichtigkeit die größte Gefahr für eine ordnungemäße Patientenversorgung darstellen. Dieser ärztliche Funktionärsklüngel führt sich mit einer übermächtigen Organisation der Ärztekammern und der Kassenärztlichen Vereinigungen wie eine Besatzungsmacht im eigenen Land auf und ist offensichtlich nicht am Gemeinwohl, sondern an der Durchsetzung von Standesinteressen orientiert – nicht selten auch mit strafrechtlich relevanten Methoden:
So ermitteln Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft gegen Ärztefunktionäre unter der Abteilung „organisierte Kriminalität“, weil die Betrügereien ein derartiges Ausmaß angenommen haben, daß nicht mehr von Einzelfällen auszugehen ist. Beim Herzklappenskandal beispielsweise hatte ein bundesweit organisiertes Betrugsunternehmen von Ärzten und Industrievertretern die Herzklappen enorm überteuert in Rechnung gestellt und die Betrugsgewinne „in die eigene Tasche gesteckt“. Derartige Betrügereien sind kein Einzelfall. Bis zu 20 % der ärztlichen Abrechnungen sind Gernot Kiefer von der IKK falsch – in aller Regel zum Vorteil der Ärzte, versteht sich. Bei der Bevölkerung entsteht zunehmend der Eindruck, daß unser Gesundheitswesen zu einem Schwindel- und Betrugsunternehmen verkommen ist.
Die Forderungen der Ärztefunktionäre - notorische „Reformbremsen“ - lassen sich in zwei Punkten zusammenfassen: Alles soll im wesentlichen so bleiben wie es ist und dafür soll es mehr Geld für die Aufrechterhaltung der Mißstände und die Fortsetzung der Betrügereien geben. Die Zwangsmitgliedschaft der Ärzte in diesen Kartellen verhindert das Entstehen einer wirksamen innerärztlichen Opposition.
Es ist deshalb erforderlich, die Kartelle der Ärztekammern und Kassenärztliche Vereinigungen als Körperschaften öffentlichen Rechts zu beseitigen und durch Gesundheitskonferenzen zu ersetzen, deren Teilnehmer sich aus allen Beteiligten des Gesundheitswesens zusammensetzen - also aus Patienten, Ärzten, Angehörigen der Pflegeberufe, Apothekern, u.ä. Diese Gesundheitskonferenzen beraten sodann die politischen Instanzen und bereiten dadurch die entsprechenden Gesetzgebungsvorhaben zur Beseitigung der Mißstände im Gesundheitswesen vor.
Zu 3: Arzthonorar nach Ergebnis
Kein Arzt kann beim gegenwärtigen Honorarsystem ein Interesse an der Gesundheit des einzelnen Patienten haben. Erst recht kann kein Arzt ein Interesse an der Gesundheit der Bevölkerung haben, denn Ärzte und Kliniken verdienen umso mehr, je mehr Menschen krank sind. Wir haben eine Medizin, die von der Krankheit lebt und teilweise sogar Krankheitsbilder erfindet, um davon noch besser leben zu können. Wären beim gegenwärtigen Honorar- und Finanzierungssystem unseres Gesundheitswesens alle Menschen gesund, würden alle Ärzte und Kliniken pleite gehen.
Der gegenwärtige Medizinbetrieb hat folglich ein finanzielles Interesse an einem möglichst hohen Krankenstand und ist ohnehin vielfach nicht in der Lage, die Menschen gesund zu machen, sondern nur länger krank zu halten. Der finanziell ergiebigste Patient ist der chronisch Kranke, der laufend ärztlicher Hilfe bedarf und dadurch laufend ärztliche Honoraransprüche auslöst.
Der Sachverständigenrat der konzertieren Aktion im Gesundheitswesen hat festgestellt, daß bei uns einerseits vielfach eine erhebliche Über- und Fehlversorgung besteht, die andererseits teilweise zu einer Unterversorgung führt, weil die durch Über- und Fehlversorgung verschleuderten Gelder dann für sinnvolle Maßnahmen in anderen medizinischen Bereichen fehlen. Das Wissenschaftliche Institut der Ortskrankenkassen (WidO) hat nachgewiesen, daß die Erkrankungshäufigkeit (Morbiditätsrisiko) der Bevölkerung ziemlich proportional mit steigender Arztdichte zunimmt, weil jeder Arzt durch Ausweitung der Leistungen die finanzielle Grundlage seiner Praxis sichern will. Böse Zungen behaupten, daß ein Gesunder ein Mensch sei, der nur noch nicht hinreichend untersucht worden ist.
Beim gegenwärtigen Aufwands-orientierten Honorarsystem werden nicht die korrekt arbeitenden sondern die unlauter arbeitenden Ärzte finanziell belohnt, die ohne Notwendigkeit (Indikation) - nicht selten gefährliche aber einträgliche - medizinische Maßnahmen an Patienten durchführen. Die Honorar- und Mittelzuweisung muß deshalb anstelle der Aufwandsorientierung künftig ergebnisorientiert erfolgen, damit der Arzt veranlaßt wird, den Schwerpunkt seiner ärztlichen Tätigkeit auf das Ergebnis zu legen, nämlich im Erkrankungsfall auf eine zügige Heilung der Patienten und insbesondere auf eine echte Vorbeugung gegen Krankheiten.
Die Ärzte betreiben stattdessen vielfach eine unnötige - und für die Patienten nicht selten gefährliche - Leistungsausweitung zur Honorarsteigerung. Um diesen Mißstand zu beheben, fordern wir ein Grundgehalt für alle Ärzte, gestaffelt nach Qualifikation und eine Bonusregelung für gute Behandlungsergebnisse.
Bei der Prävention - also der echten Vorbeugung, nicht zu verwechseln mit der Früherkennung - versagen die Ärzte und sind auch persönlich kein Vorbild: es gibt in keiner anderen Berufsgruppe so viele Raucher, Trinker und Drogenabhängige wie unter Ärzten.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kommt in ihrer Untersuchung über die Effektivität der Gesundheitssysteme zu dem Schluß, daß das deutsche Gesundheitswesen nach den USA und der Schweiz die höchsten Kosten verursacht, aber beim Vergleich zwischen eingesetzten Mitteln und Ergebnis erst an 25. Stelle aller Staaten steht. Unser Gesundheitswesen ist angesichts dieser Ressourcen-Verschwendung eine Katastrophe.
Durch die strikte Trennung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung werden weitere Mittel verschwendet und neben unnötigen Doppeluntersuchungen auch unnötige stationäre Behandlungen verursacht, die ohne weiteres auch ambulant durchgeführt werden könnten.
Es fehlt insoweit auch an der freien Arztwahl, denn kein Patient kann für eine weiterführende ambulante Behandlung einen Kliniksarzt seiner Wahl bestimmen. Die in unserem Gesundheitswesen bestehende, weitgehende Abschottung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung ist weltweit einmalig. Dadurch soll einerseits die Pfründe der Chefärzte in den Kliniken und andererseits die Pfründe der niedergelassenen Ärzte in den Praxen gesundheitspolitisch abgesichert werden.
Zu 4: Kollegiale Leitung statt Chefarzt-System
Das Chefarzt-System in der gegenwärtigen Form ist das strukturelle Grundübel unseres Medizinbetriebs. Es ist unbestritten, daß viele Chefärzte sowohl in fachlicher als auch in menschlicher Hinsicht Vorbild sind und bei einer Demokratisierung des Medizinbetriebs als ärztliche Direktoren gewählt werden würden. Aber ebenso unbestritten ist, daß nicht wenige mit der gegenwärtigen absolutistischen Machfülle eines Chefarztes überfordert sind und ihre Position mißbrauchen. Unkontrollierte Macht korrumpiert.
Die überhöhte Häufigkeit ärztlicher Maßnahmen wird u.a. durch das lukrative Chefarzt-Privileg auf „ Nebeneinnahmen “ bei der Behandlung von Privatpatienten verursacht. Diese „Nebeneinnahmen“ übersteigen nicht selten um ein Vielfaches das bereits üppige Chefarzt-Gehalt und können an Universitäts-Kliniken und Großkrankenhäusern jährlich bis zu mehreren Millionen € betragen. Bei diesen Möglichkeiten zum Abkassieren liegt es nahe, daß weite Indikationen für ärztliche Maßnahmen und operative Eingriffe gestellt werden, die weniger dem Patienten als vielmehr dem chefärztlichen Geldbeutel nützen.
Auch die Kliniksverwaltungen, die meist mit den Chefärzten „unter einer Decke stecken“, tragen zur unsachgemäßen, kostentreibenden Verfahrensweise bei. Die tagesgleichen Pflegesätze - inzwischen weitgehend durch Fallpauschalen abgelöst - führten zu überlangen Liegezeiten in den Kliniken, die in Frankreich mit rund 5 Tagen nur etwa halb so lang wie in Deutschland mit etwa 10 Tagen sind. Die deutsche Bevölkerung wird aber keineswegs besser versorgt, denn die französische Bevölkerung ist nicht kränker als die deutsche.
Die überlangen Liegezeiten mit einem „Bettenberg“ - überflüssige Bettenzahl - dienten schlicht dem Abkassieren der Pflegesätze. Kein Kliniksbett durfte kalt werden sondern wurde sofort wieder belegt. Übers Wochenende wurde grundsätzlich nicht entlassen, auch wenn der Patient längst wieder gesund war. Besonders lukrativ waren die horrenden Pflegesätze auf Intensivstationen. Da führte dazu, daß selbst moribunde Patienten im Endzustand einer unheilbaren Krankheit nicht in Würde, Ruhe und Frieden sterben durften, sondern einer apparativen „Intensiv-Quälerei“ unterworfen wurden.
Nicht nur die horrenden Chefarzt-Einkünfte hauptsächlich aus den o.a. Nebeneinnahmen, sondern auch die administrativen Befugnisse führen zu einer derartigen Machtfülle von Chefärzten, daß eine innerärztliche Opposition gegen eine derartige Übermacht bislang keine Chance hatte und die Beseitigung des Chefarzt-Systems sowie weiterer damit in Verbindung stehender Mißstände bisher nicht durchgesetzt werden konnte.
Das praktisch unkontrollierte Chefarztsystem an den Kliniken, das zum Machtmißbrauch verleitet, trägt autoritär-feudalistische Züge nach dem "Führerprinzip" mit Auswüchsen bis hin zum Kadavergehorsam. Insbesondere an Universitäts- und Großkliniken sind die innerärztlichen Verhältnisse vielfach bedrückend und unerträglich. Es findet eine schamlose Ausbeutung von Assistenzärzten und eine negative Auslese statt: nicht selten machen diejenige Ärzte Karriere, die durch Kriechertum und „angenehme Beschränktheit“ gegenüber ihrem leitenden Arzt auffallen und mit einem gebrochenen Rückgrat das Chefarzt-System als spätere Klinikchefs stabilisieren.
Die bedrückenden Verhältnisse unter der „Knute“ von Chefärzten führen dazu, daß jeder Assistenzarzt so rasch wie möglich der Klinik entkommen und sich in eigener Praxis niederlassen will, denn nur die wenigsten können selbst Chef einer Klinik werden. Sie wollen dann wenigstens Chef einer eigenen Praxis werden. Voraussetzung für eine Niederlassung in eigener Praxis ist aber nach einer durchschnittlich 6-jährigen Weiterbildungszeit als Assistenzarzt die Facharztanerkennung, die ihrerseits die Erfüllung des Facharztkataloges zur Voraussetzung hat.
Durch den Facharztkatalog muß eine unsinnig große Zahl von operativen Eingriffen des jeweiligen Fachgebietes nachgewiesen werden. Die Anstellungsverträge der Assistenzärzte sind aber befristet. Das führt dazu, daß - salopp gesprochen - „auf Teufel komm raus“ operiert wird, um so rasch wie möglich die notwendige Anzahl von Operationen nachweisen zu können und über die Erfüllung des Facharztkataloges sowohl Facharztanerkennung als auch Niederlassung in eigener Praxis zu erreichen. In der Bundesrepublik wird auf machen Gebieten bis zu doppelt so viel operiert wie in vergleichbaren Industrieländern.
Durch kollegiale Leitungsstrukturen an den Kliniken - wie sie an der Universitätsklinik Herdecke eingeführt wurden - können viele Mißstände beseitigt werden. Durch attraktive Lebensstellungen für alle Ärzte statt befristeter Arbeitsverträge und durch Kliniksambulanzen nach niederländischem Vorbild (s.u.) entfielen die o.a. Zwänge zu einem unsachgemäßen ärztlichen Vorgehen.
Zu 5: Ambulanzen an die Kliniken
Hat der Assistenzarzt die o.a. Facharztankerkennung erhalten, braucht er für die Niederlassung in eigener Praxis ein Investitions-Volumen von durchschnittlich 150.000 €. Bei Röntgen-Praxen liegen die Investitionskosten sogar im Millionenbereich. Derartige Summen kann ein schlecht bezahlter Assistenzarzt in der Klinik aber nicht ansparen. Er muß deshalb hohe Kredite aufnehmen, die er tilgen und für die er hohe Zinsen zahlen muß. Er muß desweiteren die laufende Praxis finanzieren sowie Miete und Mitarbeiter bezahlen. Selber leben will er mit einem angemessenen Honorar auch. Dadurch besteht ein fataler und falscher finanzieller Anreiz , möglichst viele und auch unnötige ärztliche Leistungen zu erbringen, um sein Honorar zu steigern.
Einige Beispiele:
- Bei uns wird doppelt so viel geröntgt wie in Schweden. Die deutsche Bevölkerung ist aber nicht gesünder als die schwedische. Sinnvolle medizinische Leistungen müßten sich in einem besseren Gesundheitszustand unserer Bevölkerung niederschlagen.
- Deutsche Ärzte, die ein Röntgen-Gerät haben, erbringen ein vielfaches der Röntgenleistungen gegenüber Ärzten, die zum Röntgen überweisen müssen. Bei sachgerechter Indikationsstellung (ärztliche Feststellung der medizinischen Notwendigkeit) dürfte es derartig gravierende Unterschiede nicht geben.
- Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Hessen hat eine Bonusregelung für das Nichterbringen von Laborleistungen eingeführt, d.h. die Ärzte bekamen Geld, wenn sie bestimmte Laborleistungen nicht mehr anforderten. Prompt sank die Rate der angeforderten Laborleistungen um bis zu 50 % ab.
- In den Niederlanden wird nur bei ca. jedem 2. Arztbesuch ein Medikament verschrieben. Hierzulande enden dagegen die meisten Arztbesuche mit einer Medikamentenverordnung. Der rasche Griff zum Rezeptblock ermöglicht eine zügige Patientenabfertigung. Die deutschen Ärzte gehen bei der Medikamenten-Verordnung, insbesondere von Schmerzmitteln, nicht selten leichtfertig vor, so daß u.a. Nierenschäden mit kostenträchtiger Dialysepflicht entstehen.
- Die Rate der Herzkatheter-Untersuchungen liegt bei uns erheblich höher als in allen anderen Ländern der Welt. Allerdings werden diese nicht ungefährlichen Untersuchungen bei uns auch so gut bezahlt, daß eine außerordentlich hohe Zahl von Herzkatheter-Meßplätzen entstanden ist, die ausgelastet werden müssen.
- Die Ärzte lassen an sich selbst und ihren Familienangehörigen nur einen Bruchteil der Maßnahmen durchführen, die sie ihren Patienten zumuten. Sie wissen um die Risiken ärztlicher Eingriffe. Würden die Ärzte mit ihren Patienten so verfahren wie mit sich selbst, gäbe es weder fachliche noch finanziellen Probleme im Medizinbetrieb.
Diese Tatsachen, die sich beliebig vermehren ließen, sind medizinisch nicht zu begründen. Daraus folgt, daß ein erheblicher Teil der Maßnahmen in unserem Gesundheitswesen nicht aus medizinischer Notwendigkeit (Indikation), sondern zum Zweck eines unsachgemäßen Abkassierens erbracht werden. Ein Gesunder ist bekanntlich ein Mensch, der nur noch nicht hinreichend untersucht worden ist.
Die Lösung der aufgezeigten Problematik besteht in der Gründung von Kliniksambulanzen bzw. ambulanten „Gesundheitszentren“ an den Krankenhäusern nach niederländischem Vorbild, das nicht insgesamt, aber in diesem Punkt vorbildlich ist. Dort können sich die spezialisierten Fachärzte ebenfalls niederlassen - allerdings unter Anmietung von Räumlichkeiten in der betreffenden Klinik bei Mitnutzung der dortigen Apparate und Großgeräte. Dadurch entfallen die o.a. enormen Investitionskosten bei der Praxisgründung mit den daraus resultierenden finanziellen Zwängen zur unsachgemäßen Leistungsausweitung sowie die kostentreibende Zweigleisigkeit unseres Systems, die u.a. zu unnötigen stationären Behandlungen sowie zu vielfachen Doppeluntersuchungen führt.
Zu 6: Pharma-Chaos beenden
Das Pharma-Chaos ist eine der Ursachen für die 6 000 Medikamenten-Tote pro Jahr in der BRD. Bei uns gibt es mehr als 40 000 Medikamente, von denen ein großer Teil unwirksam, überteuert oder sogar schädlich ist. Die gleichen Wirkstoffe werden unter den verschiedensten Namen vertrieben, wobei im Extremfall der gleiche Wirkstoff mit bis zu 120 unterschiedlichen Medikamenten-Namen auf dem Markt ist. Kein Arzt kann dieses Chaos noch überblicken.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine Liste von rund 300 "essential drugs" (notwendigen Medikamenten) aufgestellt. Die "Arzneiverordnungen" der deutschen Arzneimittelkommission listen knapp 800 empfohlene Wirkstoffe auf. Nimmt man weitere Medikamente für Spezialindikationen hinzu, kommt man bestenfalls auf 1000 Medikamente, mit denen das Krankheitsspektrum in aller Regel ausreichend und sinnvoll behandelt werden kann.
Die Pharmafirmen haben aber ein Interesse an einem Vertrieb ihrer Medikamente und somit auch an einem möglichst hohen Krankenstand der Bevölkerung, denn an gesunden Menschen könnten sie - genauso wie die Ärzte - nichts verdienen. Insoweit liegt auch der Schwerpunkt der Forschung auf den profitträchtigen, lebenslang unterstützenden Therapien und nicht auf echten Heilverfahren, die dazu führen würden, daß die Patienten gesund werden, denn das hätte zur Folge, daß Pharmaindustrie und Ärzte unter den gegenwärtigen wirtschaftlichen und honorierungsbedingten Voraussetzungen bald keine Geschäfte mehr machen könnten.
Das Grundproblem, das die medizinisch-pharmakologische Forschung belastet, liegt darin, daß die Mehrheit der Forschungsvorhaben genau von den Firmen finanziert werden, die an einem bestimmten Ergebnis ein wirtschaftliches Interesse haben. Die pharmazeutischen Firmen bezahlen nicht nur die finanziellen Zuwendungen an die Forscher sondern können oftmals auch entscheiden, wo und ob das Ergebnis der Studien überhaupt veröffentlicht wird. Selbst Ärzte im Professorenrang - Branchenspott: akademische Pharmareferenten - geben sich für derartige Machenschaften her. Die unsäglichen Mißstände im Pharmabereich führten zu Katastrophen mit Massenschäden, so u.a. bei Contergan, Menocil und Lipobay.
Viele Medikamente sind hierzulande auch erheblich überteuert. Z.T. ist die Preisdifferenz so groß, daß zunächst ins Ausland exportierte und sodann wieder nach Deutschland reimportierte Medikamente preiswerter verkauft werden können, als direkt nach Deutschland ausgelieferte Medikamente.
Bei nachweislich gleicher biologischer und medizinischer Wirksamkeit weichen die Preise von Medikamenten in einer nicht mehr begründbaren Weise voneinander ab. Durch die systematische Verordnung von Generica - Nachahmer-Medikamente nach Ablauf der Patentfrist - könnten die Ärzte erreichen, daß überhöhte Gewinnspannen bestimmter Pharmafirmen nach Ablauf der Patentfrist nicht mehr durch die Allgemeinheit finanziert werden müssen.
Bereits durch die Arzneimittel-Budgetierung im Jahr 1993 konnten 10 Milliarden DM an Arzneimittelkosten in diesem einen Jahr eingespart werden, wobei die Ärztefunktionäre einräumten, daß dadurch die Patientenversorgung nicht verschlechtert wurde. Rechnet man diese Einsparung pro Jahr auf die vorhergehenden Jahrzehnte hoch, ergeben sich Summen von weit mehr als 100 Milliarden DM, die vorher durch eine unsachgemäße, überteuerte und überflüssige Medikation verschwendet wurden. Medikamente für rund 7 Milliarden Mark landen ohnehin jährlich auf dem Müll, weil die Patienten den ärztlichen Verordnungen aus nachvollziehbaren Gründen nicht trauen.
Diese Mißstände ließen sich ohne weiteres beheben, wenn die Ärzte alle „Klinkenputzer“ der Pharmaindustrie (Pharma-Referenten) grundsätzlich rauswerfen und sich aus objektiven Quellen ohne Pharma-Reklame wie beispielsweise dem „Arzneimittelbrief“, dem „Arzneitelegramm“ oder pharma-kritischen Veröffentlichungen, wie z.B. dem Buch „Bittere Pillen“ informieren würden. Hilfreich wäre die Erstellung einer Positivliste dann, wenn sie alle sinnvollen Arzneimittel einschließlich der Naturheilverfahren und der nicht verschreibungspflichtigen Medikamente zur sachgerechten Verordnung auflistet.
Zu 7: Krankenkassen auflösen
Die Krankenkassen sind Bürokratenvereine. Sie tragen durch einen aufgeblähten Verwaltungsapparat zu den Schwierigkeiten unseres Gesundheitswesens nicht unerheblich bei. Der riesige bürokratische "Wasserkopf" der Kassen wächst und zeichnet sich durch Verschwendung, Unfähigkeit und Betrügereien aus:
- Es gibtimmer noch Hunderte von Einzelkassen mit entsprechend unnötigem hundertfachen Verwaltungsaufwand. Während unsere Krankenhäuser verrotten, entstehen auch weiterhin überflüssige Verwaltungspaläste für die Kassenbürokraten.
- Versuche zu einem sinnvollen Wettbewerb unter den Kassen wurden durch absurde Werbe-Gags unterlaufen. Bis hin zum Bauchtanz auf Krankenschein (AOK Berlin) versuchten die Kassen, junge und kostengünstige Mitglieder mittels "Rosinenpickerei" für die eigene Kasse anzuwerben.
- Die Spitzenfunktionäre der gesetzlichen Kassen kommen bei Berücksichtigung und Hochrechnung sämtlicher Privilegien auf Einkommen bis zu 200 000€ pro Jahr, teilweise sogar noch mehr. Die Pensionszahlungen liegt durchschnittlich bei der Hälfte der Dienstbezüge.
- Durch Straftaten werden die Patienten geschädigt: Der frühere AOK-Chef von Leipzig wurde wegen Veruntreuung und Bestechlichkeit zu einer Haftstrafe von 4 Jahren verurteilt. Er hatte ein unbrauchbares Computerprogramm für 5,5 Millionen € gegen eine „Provision“ von 375 000.- € angeschafft und seine Dienstwohnung für 250 000.- € mit Einrichtungen vom Feinsten ausstatten lassen: Whirlpool, Sauna, 3 Bäder, 2 Küchen.
- Die Kassen sind bei ärztlichen Behandlungsfehlern äußerst zurückhaltend. Allerdings sind sie bei der Verfolgung von „Kunstfehlern“ nicht selten überfordert. Als Behandlungsfehler sind im weiteren Sinne auch alle ohne medizinische Notwendigkeit durchgeführten ärztlichen Maßnahmen anzusehen Insgesamt lassen sich die Kassen hier Regreßforderungen von bis zu 20 Milliarden € pro Jahr entgehen.
Eine Kontrolle der Kassen durch die Versicherten fehlt. Die scheindemokratischen Sozialwahlen („Friedenswahlen“) müssen durch wirksame Kontrollmöglichkeiten von Seiten der Patienten ersetzt werden, damit die notwendigen Reformen durchgesetzt werden können. Eine EDV-gestützte Verwaltungsstruktur mit einen sinnvollen Wettbewerb um die effektivste Verwaltung könnte die Kosten der Kassenbürokratie auf einen Bruchteil der heutigen Kosten senken.
Im Grunde sind die Kassen - ein ständestaatliches Relikt aus des Bismarckzeit - schlicht überflüssig. Die Beiträge könnten bei einem gerechten Steuersystem ohne größeren Aufwand über die Finanzämter erhoben und die Leistungen an die Patienten über dies o.a. Forschungsstiftung Patientenschutz festgelegt werden. Dadurch ließen sich mindestens 6 Milliarden Euro pro Jahr einsparen. Die Kassenbürokraten sollten nicht arbeitslos, sondern zu Pflegekräften in der Altenpflege umgeschult werden, um den dortigen Pflegenotstand zu beheben.
Zu 8: Medizinerausbildung zur Partnerschaft mit Patienten
Bezeichnenderweise fängt das Medizinstudium nicht mit einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Medizinbetrieb sondern mit der Zergliederung von Leichen an. Der angehende Arzt soll sein späteres "Objekt" als Ansammlung von Organen begreifen, an denen es entsprechende "Reparaturen" auszuführen gilt. Der Patient ist bei dieser Sicht nicht eigene Rechtspersönlichkeit, sondern Gegenstand ärztlicher Tätigkeit und "wissenschaftlicher" Forschungen. Psychosomatische und gesellschaftliche Bezüge der Erkrankungen werden ebenso wie gesundheitspolitische, organisatorische und strukturelle Probleme unseres Gesundheitswesens ausgeblendet.
Den Medizinstudenten wird die Illusion einer heilen Welt der Medizin vorgegaukelt, die in Vergangenheit und Gegenwart über jede Kritik erhaben sei. Sie sollen sich als Rädchen in den Medizinbetrieb einfügen und vom vielfältigen Versagen der modernen Medizin abgelenkt werden. Nach dieser Ausbildung zu „fungiblen Fachidioten“ stehen auch sie den Problemen unseres Gesundheitswesens hilflos gegenüber.
Selbst die unmittelbare Vermittlung des medizinischen Fachwissens erfolgt weitgehend unsachgemäß. Was die Studenten während des theorielastigen Studiums erlernen, ist vielfach in der Klinik unbrauchbar und was sie als Assistenzärzte im Krankenhaus lernen, ist vielfach für ihre spätere Praxis als niedergelassener Arzt unbrauchbar.
In ungebrochener Tradition wird desweiteren auch heute noch in der Medizin ein Kadavergehorsam und Corpsgeist gepflegt, der die spätere "Verschwörung des Schweigens" bei ärztlichen Behandlungsfehlern zum Nachteil von Patienten vorbereitet und die Aufdeckung von „Kunstfehlern“ so schwierig macht.
Gegen derartige Mißstände in der Medizinerausbildung wenden sich unterstützenswerte Pläne zur Reform des Medizinstudiums, bei denen die gesellschaftliche Verantwortung und der Praxisbezug der Medizinerausbildung im Vordergrund steht, damit die künftigen Ärzte lernen, Menschenwürde und Lebensrecht eines jeden Patienten zu achten. Bereits im Studium müssen die hier aufgezeigten Probleme unseres Gesundheitswesens im Sinne einer kritischen Wissenschaft vermittelt werden, damit keine vom Standesdünkel geplagten „Fachidioten“ sondern verantwortungsbewußte ärztliche Staatbürger mit den Kenntnissen und dem Willen zur Veränderung bestehender Mißstände herangebildet werden.
Wir fordern deshalb alle Patienten auf:
Mischen Sie sich in Ihre eigenen Angelegenheiten ein! Unterstützen Sie unsere Forderungen! Sie werden sicher schon einmal gemerkt haben, daß sich ein Vorhaben umso leichter durchsetzen läßt, je mehr Menschen sich an seiner Verwirklichung beteiligen.
