Aufgeklärte Patienten können sich bei Beachtung bestimmter Sicherheitsmaßnahmen individuell weitgehend vor Ärztepfusch schützen. Diese individuellen Möglichkeiten sind aber begrenzt. Deshalb sind strukturelle und organisatorische Änderungen unseres Medizinbetriebs erforderlich.
Gesundheit ist eins unserer höchsten Güter. Die Mehrzahl der Menschen betrachtet es als höchstes Gut überhaupt. Unser Gesundheitswesen ist aber zu einer immer größeren Gefahr für dieses Gut geworden.
Gleichwohl sind wir auf unseren Medizinbetrieb angewiesen. Jeder von uns wird im weiteren Verlauf seines Lebens einmal Patient sein. Die meisten von uns landen sogar früher oder später auf dem Operationstisch. Damit stellt sich für jeden von uns die Frage, wie Behandlungsfehler verhindert, zumindest aber deren Häufigkeit verringert werden kann.
Der beste Schutz vor Ärztepfusch ist zunächst die Vermeidung von Krankheiten durch eine gesundheitsfördernde Lebensweise. Die Engländer bringen diese Tatsache auf die kurze Formel: „One appel a day keeps the doctor away“ (Ein Apfel pro Tag hält den Doktor fern). Auch bedeutende Ärzte wie Paracelsus und Galen haben darauf hingewiesen, daß die Gesundheit weitaus mehr „von der Speisekammer der Hausfrau als von der Arzneikammer der Apotheke“ abhängt.
Statt nun die Selbstheilungskräfte des Menschen zu stärken und durch eine Vorbeugung im Rahmen einer gesunderhaltenden Lebensweise zu fördern, kuriert die moderne Medizin bei chronischen Krankheiten und bei den durch gesellschaftliche Mißstände bedingten Erkrankungen häufig nur an den Symptomen herum. Sie ist dadurch vielfach nicht in der Lage, die Menschen gesund zu machen, sondern kann sie nur länger krank halten. Leider sind gerade die Ärzte in Gesundheitsfragen überwiegend kein Vorbild. In keiner anderen Berufgruppe gibt es so viele Raucher, Trinker und Drogenabhängige.
Der zweitbeste Schutz vor „Kunstfehlern“ ist die Vermeidung unnötiger ärztlicher Inanspruchnahmen: Ein Schnupfen dauert mit Arzt eine Woche und ohne Arzt 7 Tage. Bei ernsthaften oder gar bedrohlichen Erkrankungen, insbesondere bei Alarmsymptomen - wie z.B. Blut im Stuhl oder einem Knoten in der Brust - gilt dagegen: sofort zum Doktor, denn es kann sich z.B. um Krebs handeln, der bei frühzeitigem Eingreifen geheilt, später aber nicht mehr oder nur unter großen Schwierigkeiten erfolgreich behandelt werden kann.
Wie findet man nun gute Ärzte und Klinken, die Qualitätsarbeit leisten und Schäden vermeiden?
Individueller Schutz
Die Mißstände in unserem Gesundheitswesen lassen sich nicht kurzfristig ändern. Deshalb sollten Patienten bei der Inanspruchnahme unseres Medizinbetriebs wie folgt klug und weitsichtig vorgehen, um einen individuellen Schutz gegen Schäden zu erreichen:
- Suchen Sie sich einen vertrauenswürdigen Hausarzt, der Sie anstelle eines schnellen Griffs zum Rezeptblock umfassend berät und betreut.
- Fragen Sie Ihren Hausarzt vor größeren ärztlichen Maßnahmen - insbesondere vor operativen Eingriffen -, ob die Operation überhaupt und, wenn ja, ob sie in diesem Umfang erforderlich ist und ob er sich oder seine eigenen Familienangehörigen in dieser Klinik und bei diesem Arzt operieren lassen würde.
- Holen Sie vor größeren Eingriffen ein 2. Votum durch einen spezialisierten Arzt einer anderen Fachrichtung ein: z.B. sollte das durch einen Chirurgen vorgesehene Vorgehen durch einen Internisten überprüft werden, u.a. unter der Fragestellung, ob die Indikation (Notwendigkeit) zur Operation zwingend ist und ob nicht ggf. auch konservative Möglichkeiten zur Heilung bestehen.
- Fordern Sie Ihr gutes Recht auf eine umfassende, rechtzeitige Aufklärung ein, um eine sachgerechte Entscheidungsmöglichkeit für oder gegen den Eingriff zu erhalten. Notieren Sie Ihre Fragen vorab, um diese mit dem Arzt durchzusprechen. Bestehen Sie auf der Rechtzeitigkeit der Aufklärung, die früher als am Vorabend der Operation erfolgen muß. Fragen Sie danach, wer operiert, wie häufig der Operateur den Eingriff bereits durchgeführt hat, ob es sich um einen Facharzt - auch bei der Narkose - handelt und ob die Klinik eine Intensivstation hat.
- Zögern Sie nicht, die Klinik zu verlassen und suchen Sie ein anderes Krankenhaus auf, sofern es sich um eine Wahl-Operation handelt, bei welcher der Zeitpunkt der Operation frei bestimmbar ist und wenn Zweifel an einem sachgerechten ärztlichen Vorgehen aufkommen. Dieser Schritt kann lebensrettend sein.
Gemeinschaftlicher Schutz
Individuell können Sie mit den o.a. Maßnahmen nur einen bedingten Schutz erreichen. Denken Sie an den Notfall! Da sind Sie den Ärzten und ggf. ärztlichem Pfusch hilflos ausgeliefert. Darüberhinaus ist es in der Bundesrepublik generell schwierig, konkrete Informationen über die allgemeine Qualität einer Klinik und der Ärzte zu erhalten. Wir weisen deshalb für unsere Mitglieder gute Ärzte, Zahnärzte und vertrauenswürdige Kliniken nach und helfen bei Differenzen mit den Institutionen unseres Gesundheitswesens und den Krankenkassen.
Wir wollen aber auch die schadensverursachenden Strukturen unseres Gesundheitswesens beseitigen und gehen dabei von folgenden Überlegungen aus: Es gibt rund 80 Millionen Bundesbürger aber nur ca. 400.000 Ärzte. Wenn ein wesentlicher Teil der Bevölkerung dauerhaft in einer Patientenvereinigung zusammengeschlossen würde, könnte durch gesundheitspolitischen Druck in unserem demokratischen Gemeinwesen eine Verbesserung unseres Medizinbetriebs erreicht werden. Die unser Gesundheitswesen regelnden Gesetze werden durch Menschen gemacht und können durch Menschen verändert werden!