6. Pharma-Chaos beenden

Das Pharma-Chaos ist eine der Ursachen für die 6 000 Medikamenten-Tote pro Jahr in der BRD. Bei uns gibt es mehr als 40 000 Medikamente, von denen ein großer Teil un­wirksam, überteuert oder sogar schädlich ist. Die gleichen Wirkstoffe werden unter den verschiedensten Namen vertrieben, wobei im Extremfall der gleiche Wirkstoff mit bis zu 120 unterschiedlichen Medikamenten-Namen auf dem Markt ist. Kein Arzt kann die­ses Chaos noch über­blicken.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine Liste von rund 300 "essential drugs" (notwendigen Medi­kamenten) aufgestellt. Die "Arzneiverordnungen" der deutschen Arz­neimittelkommission listen knapp 800 empfohlene Wirkstoffe auf. Nimmt man wei­tere Medikamente für Spezialindikationen hinzu, kommt man be­stenfalls auf 1000 Medikamente, mit denen das Krankheitsspek­trum in aller Regel ausreichend und sinn­voll behandelt werden kann.

Die Pharmafirmen haben aber ein Interesse an einem Vertrieb ihrer Medikamente und somit auch an einem möglichst hohen Krankenstand der Be­völkerung, denn an gesunden Menschen könnten sie - genauso wie die Ärzte - nichts verdienen. Insoweit liegt auch der Schwerpunkt der Forschung auf den pro­fitträchtigen, lebenslang unterstützenden Therapien und nicht auf echten Heilverfah­ren, die dazu führen würden, daß die Patienten gesund werden, denn das hätte zur Folge, daß Pharmaindustrie und Ärzte unter den gegenwärtigen wirtschaftlichen und honorierungsbedingten Voraussetzungen bald keine Geschäfte mehr machen könnten.

Das Grundproblem, das die medizinisch-pharmakologische Forschung belastet, liegt darin, daß die Mehrheit der Forschungsvorhaben genau von den Firmen finanziert werden, die an einem bestimmten Ergebnis ein wirtschaftliches Interesse haben. Die pharmazeuti­schen Firmen bezahlen nicht nur die finanziellen Zuwendungen an die Forscher son­dern können oftmals auch entscheiden, wo und ob das Ergebnis der Studien überhaupt veröffentlicht wird. Selbst Ärzte im Professorenrang - Branchenspott: akademische Pharmareferenten - geben sich für derartige Machenschaften her. Die unsäglichen Mißstände im Pharmabereich führten zu Katastrophen mit Massenschäden, so u.a. bei Contergan, Menocil und Lipobay.

Viele Medikamente sind hierzulande auch erheblich überteuert. Z.T. ist die Preisdifferenz so groß, daß zunächst ins Ausland exportierte und sodann wieder nach Deutschland reimportierte Medikamente preiswerter verkauft werden können, als direkt nach Deutschland ausgelieferte Medi­kamente.

Bei nachweislich gleicher biologischer und medizinischer Wirksamkeit weichen die Preise von Medikamenten in einer nicht mehr begründbaren Weise voneinander ab. Durch die systematische Verordnung von Generica - Nachahmer-Medikamente nach Ablauf der Patentfrist - könnten die Ärzte erreichen, daß überhöhte Gewinnspannen bestimmter Pharmafirmen nach Ablauf der Patentfrist nicht mehr durch die Allgemeinheit finanziert werden müssen.

Bereits durch die Arzneimittel-Budgetierung im Jahr 1993 konnten 10 Milliar­den DM an Arznei­mittelkosten in diesem einen Jahr eingespart wer­den, wobei die Ärztefunktionäre einräumten, daß dadurch die Patientenversorgung nicht verschlechtert wurde. Rechnet man diese Einsparung pro Jahr auf die vorhergehenden Jahr­zehnte hoch, ergeben sich Summen von weit mehr als 100 Milliarden DM, die vor­her durch eine unsachgemäße, überteuerte und überflüssige Medikation verschwendet wurden. Medikamente für rund 7 Milliarden Mark landen ohnehin jährlich auf dem Müll, weil die Patienten den ärztlichen Verordnungen aus nachvollziehbaren Gründen nicht trauen.

Diese Mißstände ließen sich ohne weiteres beheben, wenn die Ärzte alle „Klinkenputzer“ der Pharmaindustrie (Pharma-Referenten) grundsätzlich rauswerfen und sich aus objektiven Quellen ohne Pharma-Reklame wie beispielsweise dem „Arzneimittelbrief“, dem „Arzneitelegramm“ oder pharma-kritischen Veröffentlichungen, wie z.B. dem Buch „Bittere Pillen“ informieren würden. Hilfreich wäre die Erstellung einer Positivliste dann, wenn sie alle sinnvollen Arzneimittel einschließlich der Naturheilverfahren und der nicht verschreibungspflichtigen Medikamente zur sachgerechten Verordnung auflistet.

 zurück zu Ambulanzen an die Kliniken | weiter zu Krankenkassen auflösen